Alya Hatta ist eine interdisziplinär arbeitende bildende Künstlerin. Ausgangspunkt ihrer Arbeiten sind gesellschaftliche Phänomene. Sie beschäftigt sich mit kulturellen Mustern und Tropen und hinterfragt Stereotypen auf satirische Weise. Da sie in Malaysia geboren wurde und ihre Teenagerzeit dort verbracht hat, ist die malaysische Kultur zentraler Gegenstand ihres künstlerischen Schaffens. Den Gegenpol zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Phänomenen bildet die Hinwendung zum Individuum. Dabei macht sie sich selbst und ihre persönlichen Erinnerungen zum Gegenstand ihrer Kunst, bedient sich ihrer eigenen Vergangenheit, um über Kindheit sowie deren Romantisierung nachzudenken.
6:30 AM
„6:30 AM” ist ein Stück generativer Kunst. Bei jeder Wiederholung erzeugt „6:30 AM“ eine einzigartige lebendige und sich bewegende Gemeinschaft, die sowohl auf Stereotypen als auch auf tatsächlichen Eigenheiten der malaysischen Kultur basiert. Die Arbeit zeigt die gängigsten Stereotypen in Form von Gegenständen, Bewegungen und Sprache, die Alya Hatta mit Aufnahmen des tatsächlichen malaysischen Alltagslebens, die sie in einem großen Park hinter ihrem Haus aufgenommen hat, kombiniert.
Alya Hattas Arbeit stellt in Frage was es bedeutet, malaysisch zu sein. Was bedeutet die Redewendung des „1Malaysia“, eine Phrase, die von malaysischen Politiker:innen geprägt wurde, um das malaysische Volk zu einen?
„Ich finde, dass in vielen Fällen ʻ1Malaysia’ (obwohl es ein begrüßenswertes Konzept vertritt) oft mit politischen Untertönen durchsetzt ist und sogar als reduktionistisch in Hinblick darauf bezeichnet werden kann, was die malaysische Kultur wirklich ausmacht – es ist nicht mehr als ein pauschaler Sammelbegriff für Ansichten und Interaktionen innerhalb der malaysischen Bevölkerung. Als malaysische Staatsbürgerin habe ich immer wieder die Interaktionen auf Mikroebene wahrgenommen, welche die Malaysier:innen täglich haben, sei es in nächtlichen Gesprächen an den Essensständen oder in den Aerobic-Gruppen der älteren Leute, die jeden Morgen im Park stattfinden. Die Beschreibung dieser Begebenheiten ermöglicht viel realere und intimere Einblicke in das, was es bedeutet, in diesem Land zu leben. Die Betrachtung von Gemeinschaften auf einer viel kleineren Ebene – das dramatisierte Jammern und Streiten, die kleinen Gruppen-Unterhaltungen unter Nachbar:innen – sind das, was uns als Menschen wirklich verbindet.“ (Alya Hatta)